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Dem Himmel so nah – Weltentdecker-Romantik trifft Hightech

Projekt des Monats

Wie wird aus einem historischen Schulplanetarium ein digitales 360°-Virtual-Reality-Kino? Mit außergewöhnlichem Engagement, visionären Sponsoren und cleverer Technik.

Die Grund- und Gemeinschaftsschule (GGS) St. Jürgen in Lübeck verfügte über ein seltenes Kleinod: ein historisches Planetarium, in Lübeck „Sternkammer“ genannt, in der sich die Schülerinnen und Schüler der damaligen Klosterhofschule bereits in den 1930ern projizierte, simulierte Bilder des Lübecker Sternenhimmels auf der Innenfläche einer halbkugelförmigen Kuppel anschauen konnten. Das denkmalgeschützte Kuriosum war immer etwas Besonderes. Aber wäre es nicht noch besser, wenn die aktuelle Schülerschaft die Sternkammer auf dem heutigen Stand der Technik nutzen könnte?

 

Die Vision: Mittels digitaler Projektion sollten hier nicht nur Lerninhalte der Astronomie, sondern auch anderer Naturwissenschaften sowie aus den Bereichen Sach- und Erdkunde bis hin zu Informatik und Kunst lebendig werden. Treiber dieser Idee waren unter anderem Schulleiter Stefan Pabst, Ralph Heinsohn, Produzent und Kurator Immersiver Medien bei den Nordischen Filmtagen Lübeck sowie Dr. Christian Cassebaum, einer der Sponsoren, dessen Großvater Hans den historischen Sternenprojektor damals maßgeblich mit entwickelt hat.

Das historische Planetarium der Grund- und Gemeinschaftsschule St. Jürgen ist ein echtes Kleinod
Das historische Planetarium der Grund- und Gemeinschaftsschule St. Jürgen ist ein echtes Kleinod; Fotos: Michael Schomann, Ralph Heinsohn

Die Herausforderung bestand darin, an ein und demselben Platz sowohl den alten als auch den neuen Projektor zu platzieren. Nur so können beide die halbkugelförmige Kuppel mit exakt projizierten Bildern bespielen. Schreib+Keppler nahm sich der Aufgabe an und entwickelte nach den Vorgaben und dem Design von Ralph Heinsohn eine sanduhrförmige Halterung, die durch eine spezielle Kipptechnik beide Projektionsmöglichkeiten an einer Stelle vereint. Auf der einen Seite einen hochmodernen Beamer, auf der anderen Seite den historischen Projektor. Die knapp 200 kg schwere Metallbau-Apparatur musste mittels diverser zeitaufwändiger Materialtests nicht nur exakt austariert, sondern auch präzise in der Sternkammer verortet werden – und das alles in partnerschaftlicher Kooperation mit dem Denkmalschutz. Parallel dazu ließ die Schule auch die begleitende Licht- und Soundanlage modernisieren.

Die sanduhrförmige Halterung kann durch eine spezielle Kipptechnik beide Projektionsmöglichkeiten, einen modernen Beamer und den historischen Projektor, an einer Stelle vereinen
Video/Fotos: Michael Schomann, Ralph Heinsohn

 

Ende Oktober war es dann soweit: die historische Sternkammer feierte ihre Renaissance unter großer Anteilnahme der Medien. Seitdem können alle Schülerinnen und Schüler von der modernen Projektionstechnik profitieren, ohne, dass das ursprüngliche Denkmal beeinträchtigt wird. Die clevere Sanduhr-Konstruktion ermöglicht es, alte und neue Technik im Wechsel zu nutzen. Jetzt können hier – je nach Bedarf – moderne Lehrfilme gezeigt oder romantische Weltentdecker auf ihre Kosten kommen. Das hätte sicher auch den Großvater von Dr. Christian Cassebaum erfreut, der den ursprünglichen Projektor 1933 erfolgreich beim Patentamt München angemeldet hatte.

 

Die Neueröffnung der Sternkammer hat für viel Aufmerksamkeit und Medieninteresse gesorgt
Die Neueröffnung der Sternkammer hat für viel Aufmerksamkeit und Medieninteresse gesorgt; Fotos: Michael Schomann, Ralph Heinsohn

Projekt:

Entwicklung einer Metallbau-Projektionsaufhängung in Sanduhrform für eine historische Sternenkammer

 

Besonderheiten:

Individuelles Metallbau-Entwicklungsprojekt unter Denkmalschutzauflagen

 

Auftraggeber:

Grund- und Gemeinschaftsschule (GGS) St. Jürgen, Lübeck

 

Idee und Design:

Ralph Heinsohn, Designer, Produzent und Kurator Immersiver Medien

 

Realisierung:

Schreib+Keppler, Hamburg