Wie man den Lichtspezialisten zum Wintergärtner macht – ein Interview mit Ando Grimm
Ando Grimm ist Schwarzwälder, gelernter Industrieelektroniker und hat Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Szenographie studiert. Aktuell illuminiert er für Schreib+Keppler die Wintergärten der HanseMerkur. Im Interview verrät er, warum er dafür brennt, Katalysator zwischen Kundenwunsch und technischer Umsetzung zu sein…
BrandLightNews: Seit Sommer 2019 sind Sie bei Schreib+Keppler. Was genau ist Ihr Tätigkeitsbereich?
Ando Grimm: Als Designer für Licht-, Beleuchtungs- und Gestaltungsprojekte bin ich vor allem für die Konzeption und Leitung komplexer Signage- und Signaletikprojekte zuständig. Diese findet man zum Beispiel in Passagen, Shopping-Malls, an den Zentralen größerer Unternehmen sowie an architektonisch besonders anspruchsvollen Gebäuden.
BLN: Vor Ihrer Zeit bei Schreib+Keppler haben Sie sowohl praktisch als auch wissenschaftlich im Bereich Beleuchtung, Leuchtenentwicklung und Lichtkonzepte und gearbeitet. Was macht heute die Faszination Ihres Jobs für Sie aus?
AG: Tatsächlich war ich nach meinem Studium und meiner Masterarbeit zunächst am Lehrstuhl für energieeffizientes Bauen und danach in der Produktentwicklung eines Leuchtenherstellers tätig. Jetzt reizt es mich, alle Facetten meiner Expertise als Lichtdesigner und Leuchtenentwickler in die Umsetzung komplexer Beleuchtungskonzepte einzubringen.
BLN: Wo sehen Sie persönlich Ihren optimalen Einsatzort bei Schreib+Keppler?
AG: Manchmal tut sich eine Lücke zwischen der Erwartung des Auftraggebers und der technischen Machbarkeit auf. Ich sehe meine Aufgabe darin, Lösungen zu finden, beide Bereiche in Einklang zu bringen und Bindeglied zwischen Kundenwunsch und technischer Umsetzung zu sein. Die grundsätzlich kurzen Abstimmungswege bei Schreib+Keppler spielen mir da zum Glück in die Hände.
BLN: Welches Projekt beschäftigt Sie aktuell am meisten?
AG: Zur Zeit bin ich für die Inszenierung der so genannten Wintergärten der HanseMerkur Hauptzentrale verantwortlich. Sie liegen direkt an der Alsterglacis und sind vom Hamburger Dammtor-Bahnhof sowie von der Alster kommend ein echter Blickfang.
BLN: Was bedeutet Inszenierung in diesem Fall?
AG: Ziel ist es, die Glasfassaden der Wintergärten lichttechnisch herauszuarbeiten und bei besonderen Anlässen, z.B. beim Blue Port Hamburg, erstrahlen zu lassen. Zudem soll die Illumination den Gebäudekomplex harmonisch verbinden und nachhaltig im Hamburger Stadtbild verankern.
BLN: Wo liegen da die Herausforderungen für einen Lichtexperten wie Sie?
AG: Lichtstarke RGB-W-LED-Strahler sollen die Wintergärten so monochrom wie möglich erhellen, ohne dass die Mitarbeiter in den angrenzenden Büros geblendet werden. Insgesamt gibt es vier baulich unterschiedliche Einheiten, die zum Teil in drei verschiedene Abschnitte geteilt sind. Dabei erstrecken sich die einzelnen Glasflächen bis zu 20 Meter hoch über mehrere Etagen. Jeder Bereich muss also ganz individuell geplant und ausgeleuchtet werden.
BLN: Wie setzen Sie das technisch um?
AG: Zur Ausleuchtung installieren wir die LED-Strahler auf ein Montagesystem, das für die verschiedenen Bauuntergründe wie Beton, Rigips oder Gitterrosten konzipiert ist. Damit der Kunde einen realistischen Eindruck und eine verlässliche Entscheidungsgrundlage erhält, haben wir zudem zwei Beleuchtungsproben mit verschiedenen Leuchtentypen durchgeführt.
BLN: Damit ist Ihre Aufgabe aber noch nicht erledigt, oder?
AG: Nein, Schreib+Keppler hat den Auftrag zur Koordination der Umsetzung von der Planung bis zu Endabnahme. Hierzu bedarf es der engen Abstimmung mit ganz unterschiedlichen Beteiligten: von der gemeinsamen Ideen- und Entwurfsphase mit dem Kunden über in die Planungs- und Umsetzungsphase mit Gebäudetechnik und Leuchtenhersteller bis zur Inbetriebnahme mit den Installationsbetrieben. Die Anbindung an die Gebäudesteuerung wird beispielsweise durch die Firma Nass realisiert. Die Leuchten wurden von Insta Lighting geliefert.
BLN: Das Projekt fiel zum Teil mitten in den Corona-Lockdown. Wie hat sich das auf die Abläufe ausgewirkt?
AG: Auch ohne regelmäßige persönliche Meetings und trotz einiger Lieferverzögerungen, ist es uns dank transparenter Zeitpläne und einem flexiblen und sehr kollegialem Miteinander gelungen, Terminketten zwischen allen Beteiligten bestmöglich einzuhalten. Sofern noch offene Freigaben erfolgen, wird das Projekt im Herbst abgeschlossen. Darauf können wir alle stolz sein.
Projektdaten im Überblick
Projekt:
Zentrale der HanseMerkur – Inszenierung der Wintergärten
Besonderheiten:
Lichtstarke RGB-W-Led Strahler sollen die Wintergärten mit einer maximalen Gebäudehöhe von ca. 20 Metern möglichst monochrom erhellen. Projektabwicklung zu Zeiten von COVID-19
Auftraggeber:
HanseMerkur Hauptzentrale, Hamburg
Ansprechpartner HanseMerkur:
Jan Biallas, Manager strategische & operative Markenentwicklung
Weitere Partner:
Leuchten: Insta Lighting
Steuerung: Elektro- und Gebäudeinstallation Siegfried Nass, Hamburg
Projektmanagement & Montage:
Schreib+Keppler GmbH & Co. KG, Hamburg