Trickkiste – Landstrom in seiner attraktivsten Form
An einem äußerst exponierten Kieler Standort – genau an der Schnittstelle von Innenstadt und der bekannten Kiellinie – erwartet Bürger und Touristen ein Highlight der besonderen Art: Eine Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat…
Der Kunde/Das Projekt:
Der Kieler Seehafen (Port of Kiel) ist einer der vielseitigsten Häfen im Ostseeraum. Jährlich werden hier rund sieben Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen, während knapp zwei Millionen Passagiere von hier aus mit Fähr- oder Kreuzfahrtschiffen in die Ostsee aufbrechen. Um sich zum ökologischsten Hafen Europas zu entwickeln, verpflichtete sich der Port of Kiel unter anderem zum Bau zweier Landstromanlagen. Die zweite und leistungsstärkste sollte 2020 am Ostseekai ans Netz gehen und künftig eine Fähre und ein Kreuzfahrtschiff gleichzeitig emissionsfrei und klimaneutral mit Strom versorgen. Zudem sollte sie auch mit ihrer außergewöhnlichen Architektur und ihrer faszinierende LED-Fassade zur Landmark werden.
Die Aufgabe:
Aufgrund des sehr öffentlichkeitswirksamen Standorts waren die architektonischen Anforderungen an die Landstromanlage von Anfang an hoch gesteckt. Sowohl die Ausformung und Oberfläche als auch die Fassadengestaltung standen in besonderem Fokus. Um zudem die Bedeutung der Landstromanlage für den Klimaschutz zu betonen, wünschten sich Bauherr und Architekt, dass die physikalischen Prozesse der Stromgenerierung im Inneren des Gebäudes auch auf der LED-Fassade symbolisch sichtbar werden. Im Klartext bedeutete das: knapp die Hälfte der 720 m² großen Fassadenfläche sollte durch mehr als 12.000 LEDs zu einer Art gigantischem Bildschirm werden.
Die Lösung:
Im Juli 2020 konnte sich das Team von Schreib+Keppler die technische Installation der LED-Anlage im Rahmen einer Ausschreibung sichern. Gemeinsam mit BSP Architekten BDA, den Lichtplanern von team licht und der für die Fassade zuständigen Firma Consens Bautechnik hatten die Elektrospezialisten gerade mal drei Monate Zeit für dieses herausfordernde Unterfangen. Masse und Klasse mussten charmant unter einem Dach vereint werden. Um die Wünsche des Bauherrn zu erfüllen, galt es unter anderem 6,5 km Kabel zu verlegen, 486 Steck- und Buchsenverbindungen herzustellen, 24.400 Nieten und 12.200 Montageclips von Hand zu installieren und last but not least 12.200 LEDs zu verbauen, die aus 27 Vorschaltgeräten in drei Montageracks angesteuert werden.
In intensiver Abstimmung mit dem Fassadenbauer wurde das Trägerblech der LEDs passgenau mit der pulverbeschichteten Aluminium Außenhaut des Gebäudes in Übereinstimmung gebracht. Das Ergebnis ist eine in ihrer Art vermutlich einmalige Fassade: Durch ihre dynamisch strukturierte Lochung sowie ihre an Wellen erinnernde Form hat die äußere Hülle einen ganz eigenen Charakter.
Schon tagsüber setzt sie Glanzpunkte, die sich mit unterschiedlichen Lichtsituationen kontinuierlich ändern. Sobald die in der Fassade verborgenen LEDs dazu geschaltet werden, ergibt sich allerdings noch eine zusätzliche Gestaltungsebene, die zu einer völlig neuen Wahrnehmung bei Dunkelheit führt. Der besondere Charme liegt dabei in der Verborgenheit der LEDs und der daraus resultierenden Überraschung.
Jede LED ist über eine Software einzeln ansteuerbar, wodurch die Darstellungsmöglichkeiten fast grenzenlos sind. Allerdings war es den Planern wichtig, dass auch Schriften und Bilder dem Betrachter möglichst einen informativen Mehrwert bieten.
Wer das Glück hat, nahe Kiel zu wohnen oder demnächst einen Besuch dort plant, sollte sich neben den köstlichen Fischbrötchen vor Ort auch den Anblick dieser Anlage nicht entgehen lassen. Als Vorgeschmack empfehlen wir dringend dieses Video. Das Fischbrötchen müsste dann aber vorerst individuell beschafft werden…
Projektdaten im Überblick
Projekt:
Technische Ausrüstung der Fassade der Landstromanlage am Ostseekai des Port of Kiel
Besonderheiten:
Ausstattung einer in ihrer Art einzigartigen Lochfassade mit 12.200 einzeln ansteuerbaren LEDs
Auftraggeber:
Seehafen Kiel GmbH & Co. KG
Architekten:
BSP Architekten BDA, Jan O. Schulz, Roland Burwitz
Lichtplaner:
team licht, Haucke Giesecke, Alexandra Vogel
LEDs:
Trilux
Fassadenbau:
Consens Bautechnik
Realisierung:
Schreib+Keppler